Erwerbslosigkeit
Erwerbslosigkeit
Erwerbslosigkeit ist seit Mitte der 1980er Jahre ein großes soziales Problem in Deutschland. Damals überstieg die offiziell registrierte Arbeitslosenzahl erstmals die 2 Millionen Grenze. Nach der Wiedervereinigung erreichte sie im Jahr 2005 einen Höchststand von fast 5 Millionen arbeitslosen Menschen und hat sich danach innerhalb von 10 Jahren auf 2,8 Millionen im Jahr 2015 reduziert. Trotz ansteigender Beschäftigungszahlen und steigenden Fachkräftemangel gibt es bis heute eine hohe Sockelarbeitslosigkeit. Insbesondere die seit Jahren bei einer Million verharrende Zahl von langzeitarbeitslosen Menschen stellt eine große Herausforderung für die Arbeitsmarktpolitik dar.
Langzeitarbeitslose haben auf dem Arbeitsmarkt schlechtere Eingliederungschancen, sind öfter von prekärer Beschäftigung wie Zeitarbeit und befristeten Verträgen betroffen und wechseln häufig zwischen kurzen Zeiten der Beschäftigung und Zeiten der Erwerbslosigkeit hin und her.
Erwerbslosigkeit bedeutet immer zwei Dinge zugleich: Sie ist einerseits Ausdruck struktureller Gewalt unserer Gesellschaft, durch die einzelne Menschen von den gesellschaftlichen Bestätigungsmöglichkeiten ihrer Fähigkeiten sowie der Möglichkeit einer eigenständigen Existenzsicherung abgeschnitten werden. Andererseits ist sie für die Betroffenen ein Schicksal, das notwendigerweise individuell erfahren und verarbeitet werden muss.
Beide Aspekte werden in den Angeboten und der Arbeit des Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung aufgenommen. D.h. sowohl Wahrnehmung und Thematisierung der gesellschaftlichen Herausforderung der Erwerbslosigkeit und ihrer politischen Dimension als auch Unterstützung und Kontakt zu Erwerbsloseninitiativen sowie Bildungsveranstaltungen und Seminare für Erwerbslose. Diskutiert werden dabei folgende Themen und Fragen: Braucht es einen öffentlich geförderten Arbeitsmarkt? Wie muss ein solcher aussehen und finanziert werden? Ein-Euro-Jobs - Chance oder Zwang für Arbeitslose? Wie entwickeln sich Vorurteile gegen (Langzeit)Arbeitslose in Deutschland? Brauchen wir ein Sanktionsmoratorium im SGB II? Ist die Höhe der Hartz IV Regelsätze für ein Leben ohne Armut ausreichend? Leben mit wenig Geld, geht das? Was stärkt Resilienz in der Arbeitslosigkeit? Bedingungsloses Grundeinkommen – ein Zukunftsmodell für die soziale Grundsicherung?
Auch wenn Kirche über keinen Königsweg zur Lösung des Problems Arbeitslosigkeit verfügt und es nicht ihre Aufgabe ist, Ziele und Wege detailliert vorzuschreiben, möchte das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung mit diesen Angeboten einen Beitrag zur politischen Willensbildung bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und der zukünftigen Gestaltung der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und der EU leisten.