Nachhaltigkeit vorleben!
Beispiel: Ev. Kirchengemeinden Bechenheim und Nieder-Wiesen
Die Arbeitsgemeinschaft „Bewahrung der Schöpfung“ in der Ev. Pfarrei Nieder-Wiesen ist schon über 25 Jahre aktiv. Erster Schwerpunkt war Anfang der 1990er Jahre die Errichtung einer Streuobstwiese auf einem brachliegenden kirchengemeindeeigenen Acker. Es wurden 60 Obstbäume heimischer Sorten angepflanzt. Mittlerweile lassen wir den Ertrag in einer Biomosterei zu Saft pressen. Das Einsammeln der Früchte erfolgt in Form einer Aktion der Konfirmanden, zusammen mit weiteren fleißigen Helfern der Gemeinden. So entwickelte sich unsere Streuobstwiese nicht nur zu einem natürlichen Lebensraum mit einer hohen biologischen Vielfalt für Insekten und Kleintiere, sondern auch zu einem festen Bestandteil unserer Gemeindearbeit. Die Streuobstwiese genießt einen hohen Identitätswert in unseren Orten. Alljährlich feiern wir dort am Himmelfahrtstag einen Familiengottesdienst im Grünen.
Die rheinhessische Sonne lässt nicht nur Früchte reifen
Es ist ebenfalls über 20 Jahre her, dass wir die ersten Photovoltaikanlagen installierten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mehr als der doppelte Einsatz nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch zurückfloss.
So erzeugen die PV-Anlagen auf den Dächern unserer kirchlichen Gebäude (Gemeindehäuser, Pfarrhaus) weit mehr Strom als wir in unserer Pfarrei (darunter zwei elektrische Kirchenheizungen) verbrauchen. Auch in unseren Ortschaften hat dies Nachahmer gefunden: Über 40 private Anlagen erzeugen z. B. in Bechenheim rechnerisch mehr als die Hälfte des Strombedarfs vor Ort. Zum großen Teil sind sie von uns angeregt oder fachlich mit unterstützt worden. Dabei zeigte sich: Unsere Wirtschaftlichkeitsberechnungen sind robust und halten auch nach 20 Jahren, was sie vor der Investition versprochen haben. Mit PV- Anlagen auf Süddächern fingen wir an. Es folgten die West- und Ostdächer, sowie Flachdächer, die ebenfalls durch fortschreitende Effizienz gute Erträge einbringen. Auch die Dächer des kommunalen Kindergartens und des Bürgerhauses sind mittlerweile bestückt.
Wir stellen uns den Herausforderungen der Zukunft
Anlagen von heute sollten auch den Nacht-, Mobilitäts- und Wärmebereich mit einbeziehen. Zusätzlich gewonnener PV-Strom wird nun schon in einigen Anlagen vor Ort über einen Batteriespeicher für nachts, zum Stromtanken für E-Autos und zur Warmwasseraufbereitung verwendet.
Wir helfen bei der Sichtung staatlicher und privater Förder- und Kreditprogramme
Alle unsere kirchengemeindeeigenen Anlagen sind über KfW-Darlehen finanziert, um kirchengemeindliche Rücklagen nicht heranziehen zu müssen. Auch das Förderprogramm “SolidarSolar” des “Grüne Stromlabels” für kirchliche PV-Anlagen hat uns geholfen.
Wir können im Blick auf unsere über 20jährige Erfahrung nur Mut machen, mit Photovoltaik-Anlagen die Energiewende voranzutreiben und somit unseren Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung umzusetzen. Die erzielten Erträge sind ein schöner Nebeneffekt, die der kirchlichen Arbeit vor Ort zu Gute kommen.
Von: Dr. Manfred Sauer, Ev. Kirchengemeinde Bechenheim und Pfarrer Tobias Kraft, Ev. Kirchengemeinde Nieder-Wiesen