Evangelische Kirchengemeinde Nastätten schont Umwelt und Etat
Erstmals wird im evangelischen Dekanat Nassauer Land der Grüne Hahn verliehen – Vorbild im Schutz der Schöpfung
NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (9. Februar 2024) Die Mühen der vergangenen Jahre haben sich ausgezahlt: der evangelischen Kirchengemeinde Nastätten wurde als erster im Rhein-Lahn-Kreis das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“ überreicht. Mit diesem bescheinigt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der Gemeinde ein umweltfreundliches und nachhaltiges Handeln – zumindest für die kommenden vier Jahre. Dann muss sich die Gemeinde erneut einer Prüfung unterziehen.
In einem Festgottesdienst schilderte Detlef Stoltefaut, Umweltbeauftragter des Kirchenvorstands, im voll besetzten Gotteshaus, wie konkret die Bereiche Energie, Wasser, Einkauf, Abfall, Mobilität und Biodiversität seit 2019 unter die Lupe genommen wurden. Schon die Bestandsaufnahme bei Kirchen, Kapellen, Gemeindehaus, Kindertagesstätte und ländlichen Flächen sei mühsam gewesen. „Aber es war eine gute Basis für die nächsten Schritte“, erinnerte Stoltefaut an Workshops und Interviews, um nach Verbesserungsmöglichkeiten Ausschau zu halten.
Insgesamt 80 Maßnahmen wurden ausfindig gemacht, vom Putzmittel in der Küche über die Pestizid-freie Bewirtschaftung von Ackerflächen und weniger fleischhaltigem Essen in der Kita bis zur Reduzierung der Kirchentemperatur um 4 Grad reicht die Palette an Maßnahmen.
30 ganz konkrete Projekte davon finden sich im 28-seitigen Umweltprogramm der Gemeinde. Das wurde im vergangenen Herbst vom Kirchenvorstand nach akribischer Fleißarbeit des Umweltausschusses beschlossen und zertifiziert. Fast die Hälfte der Vorhaben wurde bereits umgesetzt. Der Erfolg motiviere, so Stoltefaut. Obendrein wurden allein beim Energiesparen in Kirche und Gemeindehaus schon 2000 Euro eingespart. Neue Einkaufsrichtlinien, der Anschluss an ein Nahwärmenetz, die Nutzung von Photovoltaik und die Renaturierung von gemeindeeigenen Flächen sind unter anderem bis Ende 2027 noch geplant. Hauptgrund, das Umweltmanagement-System trotz aller anderen Herausforderungen, die der Kirchenvorstand gerade zu meistern habe, sei der christliche Auftrag, die Schöpfung zu bewahren.
Einen besonderen Dank richtete Stoltefaut an seine Mitstreiterin im Ausschuss Brigitte Stockenhofen, an Dieter Burdinski und an Kathrin Saudhof, Umwelt- und Klimaschutzmanagerin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz. Diese gab den Dank an die Gemeinde zurück, als sie Ausschuss und Kirchenvorstand die Urkunde und ein Wandschild zum Grünen Hahn überreichte. Besonders freute sie sich, dass die evangelische Kita mitmacht. Sie sei ein ganz wesentlicher Punkt im nachhaltigen Handeln. Das war sowohl aufs umweltgerechte Einsparvolumen als auch das Bewusstsein der Schützlinge zu beziehen. „Die EKHN freut sich, dass Gemeinden den mühsamen Weg des Umweltmanagements auf sich nehmen“, sagte die Referentin. Es brauche eines Kirchenvorstands, der von den Zielen des Grünen Hahns überzeugt ist. Nastätten könne da ein Beispiel geben, auch fürs nachhaltige Planen und Handeln in den jetzt gebildeten Nachbarschaften. Und der beschrittene Weg trage zum Klimaschutz bei und dem Ziel, in der evangelischen Kirche in den kommenden Jahren die Treibhausgase zu reduzieren.
Nicht nur die zahlreichen Gottesdienstbesucher konnten Erkenntnisse zum Sparen und nachhaltigem Handeln mit nach Hause nehmen. Wenn es nach dem Willen von Kirchenvorstand und Umweltausschuss geht, könne ihr Beispiel auch in anderen Bereichen der Stadt und des Blauen Ländchens Schule machen und den Tatendrang fördern, die Schöpfung zu bewahren und gleichzeitig den Geldbeutel zu entlasten. So erleichtert, froh und stolz sich Detlef Stoltefaut auch über das Zertifikat zeigte, war ihm ebenso bewusst, dass das nur ein Zwischenziel ist und es Kraft und Ausdauer braucht, den Grünen Hahn in vier Jahren verlängert zu bekommen. „Heute können wir erst mal durchatmen, aber morgen geht es weiter ans Werk“, so der „Umweltmanager“ der Kirchengemeinde. Die hatte im Anschluss zum kleinen Empfang geladen mit nachhaltig produzierten Snacks und fair gehandeltem Kaffee.
von Bernd-Christoph Matern, Öffentlichkeitsarbeit Ev. Dekanat Nassauer Land