Akku aufladen an der Heringer Kirche
E-Bike-Ladestation am Radfernweg „R4“ ist in Betrieb/Drinnen auftanken mit Licht und Bibeltexten
Die evangelische Kirche in Hering, die am Radfernweg „R4“ liegt, ist neuerdings eine Radwegekirche: Radler*innen können hier ihre E-Bikes aufladen oder die Reifen aufpumpen und derweil in der Licht- und Medienkirche verschnaufen oder die Veste Otzberg erkunden.
Grüner Hintergrund, weiße Kirche, im Vordergrund eine Person auf einem Fahrrad: Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entwickelte Signet weist an Fahrradwegen darauf hin, dass sich in der Nähe eine verlässlich geöffnete Kirche befindet. Seit Sonntag (16. April) ist auch die evangelische Kirche in Hering eine solche Radwegekirche. Sogar eine E-Bike-Radwegekirche.
Auf der linken Seite vor dem Eingang der zwischen 1899 und 1900 im neo-romanischen Stil erbauten Kirche befindet sich ein Fahrradständer und dahinter eine fest im Boden verankerte Ladestation mit vier Ladeplätzen. Zwei, an denen eine Bosch- und eine Shimano-Batterie per Stecker aufgeladen und zwei, an denen mitgebrachte Ladegeräte eingestöpselt werden können. Außerdem gibt es eine Luftpumpe und eine Werkzeugkiste für Reparaturen. „Es passt gut, eine Tankstelle für Fahrradfahrer zu haben und in die Kirche gehen zu können“, sagt Pfarrer Alfred Schwebel, denn: „Kirche ist ein Ort des Auftankens.“ Während draußen die Fahrradbatterien neuen Saft bekommen, können die Menschen drinnen ihrer Seele Gutes tun.
Verschiedene Möglichkeiten zum Auftanken
In Hering geht das besonders leicht, sie schon lange eine offene Kirche und seit Ende 2020 eine mediale Lichterkirche. Das heißt, Besucherinnen und Besucher können per Touchscreen Musik auswählen, Andachten oder Bibeltexte und sich die Kirche so beleuchten, wie es zu ihrer Stimmung passt. Im Regal am Eingang stecken Pläne vom Ort, auf dem öffentliche Toiletten eingezeichnet sind, daneben gibt es Flyer von der Gemeinde Otzberg und geistliche Impulse.
Ein Mitglied des Kirchenvorstands der evangelischen Kirchengemeinde Hering-Hassenroth hatte die Idee für die Radwegekirche aus dem Urlaub in Bayern mitgebracht, wo schon einige Radwege mit Hinweisschildern auf die Radwegekirche versehen sind. „Im Kirchenvorstand waren wir uns schnell einig: Dieses Angebot soll es auch in Otzberg geben“, sagt Kirchenvorsteherin Sabine Kuhn, die das Ganze in die Hand nahm. Die Heringer Kirche wird nun im Radwegekirchen-Register der EKD registriert. Sie liegt laut Sabine Kuhn am Radfernweg „R4“, der von Hirschhorn nach Bad Karlshafen führt und das Motto „Von Dornröschen zu den Nibelungen“ hat.
Installation erfolgte ehrenamtlich
Rund 2000 Euro hat die Ladestation gekostet. Die Installation ist den beiden Elektrikern Peter Kuhn und Kurt Ebert zu verdanken und war umsonst. Die Kosten für die Station werden von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) übernommen, die darin auch einen Klimaschutz-Auftrag sieht, wie Miriam Heil erläutert, die das Projekt für das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN begleitet hat. Sie sieht in den Radwegekirchen außerdem eine gute Möglichkeit, Menschen einen Zugang zur Kirche zu verschaffen, die sonst nicht so viel mit Kirche am Hut haben.
An diesem Sonntag regnet es beständig. Die meisten Besucherinnen und Besucher sind ohne Rad gekommen, um die Radwegekirche mit einer kleinen Andacht und Kaffee und Kuchen im Anschluss einzuweihen. Gerhard Vortriede hat sich vom Regen nicht abhalten lassen und ist mit seinem E-Bike von Lengfeld aus den Berg hochgefahren. Sein Fahrrad hängt am Strom – zum Austesten. „Ich finde das wunderbar“, sagt er. Die Menschen könnten ihre Räder aufladen, die Kirche, den Ort und die Veste Otzberg besuchen oder dort im Biergarten eine kleine Rast einlegen.
Otzbergs Bürgermeister Matthias Weber ist ebenfalls begeistert: „Das Gesamtpaket ist ganz toll.“ Demnächst kommt vielleicht auch prominenter Besuch: Der Bürgermeister will den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein darauf stupsen, der am Freitag den Startschuss für die erste Dorfgasthäuser-Radroute gibt, die auch an Hering vorbeiführt.
von Silke Rummel, Öffentlichkeitsarbeit Ev. Dekanat Vorderer Odenwald