So können Bürger:innen und Kirchengemeinden den Stadtbäumen bei Trockenstress helfen
Die Folgen der Trockenheit bringen auch Bäume in Städten und Kommunen in Bedrängnis - doch es gibt Möglichkeiten, ihnen durch Dürreperioden zu helfen
Fast die Hälfte Europas ist laut einem neuen Bericht der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle von Dürre bedroht. Auch in weiten Teilen der EKHN war dieser Sommer besonders heiß und trocken. Der fehlende Regen zeigt sich gerade bei den Stadtbäumen. Die Blätter rollen sich ein und vergilben bereits jetzt im August.
Bäume – wichtig für die Lebensqualität in Städten und Kommunen
Dabei haben Bäume in den Städten eine große Bedeutung für unser Wohlbefinden, aber auch für den Klimawandel. Sie produzieren nicht nur Sauerstoff und verbrauchen klimaschädliches CO2, sondern kühlen die Luft und spenden Schatten bei sommerlicher Hitze bei. Gleichzeitig sind Bäume in der Stadt Lebensraum für Eichhörnchen, Vögel und Insekten. Deshalb pflanzen viele Städte zusätzliche Bäume an Straßenrändern und auf Plätzen. Mit Blick auf den Klimawandel werden zunehmend hitze- und dürreresistente Arten gepflanzt.
Bürger:innen werden aktiv und unterstützen das Überleben der Bäume
In vielen Städten, zum Beispiel Mörfelden-Walldorf und Darmstadt, wurden die Bürger*innen aufgerufen, beim Gießen der Stadtbäume zu helfen. Besonders die jungen Bäume, die noch nicht so tief wurzeln, benötigen zusätzliches Wasser. Der BUND empfiehlt, ausgewachsene Bäume einmal pro Woche mit acht bis zehn 10-Liter-Eimern Wasser zu gießen. Dabei ist eine große Menge Wasser einmal in der Woche besser als eine tägliche kleine Menge, da das Wasser dann besser bis zu den tieferen Wurzeln vordringt. Dafür sind auch Bewässerungssäcke geeignet, die die wöchentliche Wassermenge aufnehmen und dann das Wasser langsam und zielgerichtet abgeben. Zusätzlich trägt eine Bepflanzung von Baumscheiben dazu bei, dass der Boden vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist und das Wasser besser aufnahmen kann.
Abstimmung mit der Kommune wird empfohlen
Auch jetzt im Spätsommer können Kirchengemeinden noch aktiv werden und Bäume in ihren Städten und Dörfern gießen. Ebenso wie Baumpflanzaktionen, die es in manchen Gemeinden gibt, ist dies ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung ganz konkret vor Ort, aber auch zur Mitwirkung von Kirche im Gemeinwesen. Empfehlenswert ist, sich dazu vorher mit der Kommunalverwaltung abzustimmen, damit das Wasser auch bei den Bäumen ankommt, die es am dringendsten benötigen. In einigen Kommunen ist das Wasser so knapp, dass besonders sparsam damit umgegangen werden muss. Auch dazu kann die Kommunalverwaltung konkret Auskunft geben.
Empfehlungen für Kirchengemeinden – ökologische Vielfalt angesichts des Klimawandels stärken
Die Klimaprognosen lassen erwarten, dass die sommerlichen Hitzetage künftig noch zunehmen und trockene Sommer häufiger werden. Deshalb empfiehlt das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN den Kirchengemeinden, sich auch langfristig damit zu beschäftigen, was sie zur Bewältigung des Klimawandels konkret beitragen können. Die Handlungsmöglichkeiten beginnen
- bei der Entsiegelung von Flächen und dem Pflanzen von trockenheitsresistenten Bäumen auf den eigenen Grundstücken.
- Auch kann das Regenwasser von den großen Kirchendächern aufgefangen und zum Gießen genutzt werden.
- Außerhalb des Kirchengeländes können zum Beispiel langfristige Gießpatenschaften für Straßenbäume geschlossen werden. Dabei lohnt es sich, mit anderen zivilgesellschaftlichen Partnern vor Ort und der Kommunalverwaltung zusammenzuarbeiten.
Blick über den Tellerrand: Vorbild Leipzig
Der Blick über die Grenzen der EKHN hinaus zeigt ein zukunftsweisendes Beispiel für eine solche Kooperation: Unter dem Titel „Leipzig gießt“ wurde eine Internetplattform geschaffen, auf der zu sehen ist, welcher Baum großen Wasserbedarf hat und welcher erst kürzlich gegossen wurde. Dort kann man auch die nächstgelegene öffentliche Wasserentnahmestelle finden oder eine Baumpatenschaft anlegen. Kirchengemeinden beteiligen sich über diese Plattform nicht nur am Gießen, sondern bieten als „Wasserspender“ auch Gießwasser für andere Engagierte an.
von Stefan Heinig, Referent für Stadt und Landentwicklung im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN