Kirchliches Engagement in der Wohnungsfrage
Das knappe Wohnungsangebot und die steigenden Mietpreise, insbesondere im Ballungsraum Rhein/Main, bewegen viele Kirchgemeinden vor Ort. Sie betreffen die Menschen ganz konkret, nicht nur bei geringen Einkommen und Renten, sondern gerade auch in der Familienbildungsphase bei der Suche nach einer neuen größeren Wohnung. Als Christen suchen wir Orientierung, wie wir uns im gesellschaftlichen Diskurs dazu positionieren, aber auch was wir als Kirche direkt tun können. Zwei aktuelle Beiträge können dabei helfen. Mit den EKD-Texten 136 „Bezahlbar wohnen“ werden Anstöße zur gerechten Gestaltung des Wohnungsmarktes im Spannungsfeld sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung gegeben. Die Kammer der EKD für soziale Ordnung betrachtet das Thema unter ethischen Gesichtspunkten von Gerechtigkeit, Solidarität und Nachhaltigkeit, aber auch aus der zivilgesellschaftlichen Rolle von Kirche und Diakonie sowie ihrer Eigentümerschaft von Boden und Immobilien. Im Ergebnis hält sie eine angemessene Balance zwischen den Regelungsmechanismen von Markt und Staat einerseits und den sozialen, ökologischen und ökonomischen Rationalitäten andererseits für zentral.Der Text setzt sich auch mit dem Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und sozialverträglichen Mieten auseinander und thematisiert den immer weiter steigenden individuellen Wohnflächenverbrauch. Besonders adressiert wird die ökonomische Besonderheit des Gutes „Boden“, das nicht vermehrbar ist. Dabei geht es der Kammer sowohl um die Stärkung der kommunalen Handlungsmöglichkeiten in der Bodenpolitik als auch um die Preisdämpfung durch die Abschöpfung von Planungsgewinnen. Die Kammer thematisiert auch den Umgang mit Gebäuden und Boden von Kirche und Diakonie als Eigentümer*innen. Aus dem biblischen Auftrag heraus sind sie zu einer gemeinwohlorientierten und gerechten Nutzung ihres Eigentums im Kontext der Herausforderungen eines sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Wohnungsmarktes angehalten.
Mit den praktischen Fragen, wie Kirche und Diakonie mit ihren Gebäuden und Grundstücken einen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten können, befasst sich der Praxisleitfaden der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe "Weil alle ein Zuhause brauchen. Wohnraum planen – sozial und nachhaltig". Er thematisiert nicht nur das Spannungsfeld zwischen Sozialpolitik und Immobiliengeschäft, sondern gibt viele Tipps, wie mit einem guten Konzept, sorgfältiger Planung, kreativen Finanzierungsmodellen und Kooperationen neue faire Wohnformen entstehen können.