Hatespeech
Was ist eigentlich Hate Speech?
Auf Online-Plattformen wird häufig von Hate Speech gesprochen. Der Begriff kommt aus dem Englischen und kann direkt mit „Hassrede“ in die deutsche Sprache übersetzt werden. Er umfasst alle Formen von Schrift und Sprache, die Hass im Internet verbreiten. Hate Speech ist als Begriff so tief in den gesellschaftlichen Diskurs eingebettet, dass er meist emotional oder politisch aufgeladen konnotiert wird.
Was macht Hate Speech aus?
Hate Speech kann sich gegen Einzelpersonen aber auch gegen Personengruppen richten. In jeder Form sind sie angreifend und diskussionshindernd. Häufig finden solche Angriffe in öffentlichen Gruppen, aber auch in Privatgruppen und -chats statt. So ergeben sich unterschiedliche Rollen, es gibt die Personen, die Hass im Netz versenden, Personen, die angegriffen werden und Personen, die Zeugen sind und die Nachrichten lesen oder hören. Aktionsgruppen wie der Verein ichbinhier e.V. setzen sich mit eigenen Posts und mit Fort- und Weiterbildungen dafür ein, dass die „Zeugen“ und natürlich auch die Angegriffenen geschult und unterstützt werden, sich mit Gegenrede einzubringen.
Wer bearbeitet das Thema Hatespeech?
Mit Hass im Netz beschäftigen sich unterschiedliche Organisationen, Stiftungen und Initiativen. Viele davon sich staatlich gefördert. Beispielsweise über das Projekt „Demokratie leben“ des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Kinder. Zentral ist außerdem die INACH. INACH steht für „International Network Against Cyber Hate“. Dieses Netzwerk agiert auf europäischer Ebene und vernetzt unterschiedliche nationale Organisationen. So zum Beispiel auch die Initiative „no hate speech“ in Deutschland. Auf diesen Seiten lassen sich viele Unterstützungsmöglichkeiten finden, bspw. für Angegriffene und Betroffene von Hassnachrichten, Support für Multiplikator*innen und Provider, aber auch rechtlicher Beistand wird zum Beispiel durch die HateAid GmbH geleistet.
Wie kann auf Hate Speech reagiert werden?
Ignorieren
Wird Hate Speech ignoriert, so wird den Inhalten keine Plattform geboten. Der Nachteil ist, dass so größere „Angriffsgruppen“ einen Gesprächsraum für sich vereinnahmen können und Menschen mit anderer Haltung keinen Platz mehr bieten (vgl. https://www.bpb.de/252408/strategien-gegen-hate-speech , abgerufen 30.10.2020).
Gegenrede
Gegenrede zu halten ist nicht einfach, erste Schritte dabei sind mit Verständnisfragen zu reagieren, problematische Aussagen zu thematisieren und Unwahrheiten aufzudecken. Besonders herausfordernd ist auf Gegenrede mit Ironie oder Witz zu antworten.
Dazu kann von dem Projekt No-Hate-Speech der neue deutsche medienmacher*innen gelernt werden, dort wird Hate Speech mit ironischen Memes gekontert.
Das Projekt Love Storm vom Bund für soziale Verteidigung e.V. schult Interessierte und Betroffene in Gegenrede.
Melden und Löschen
Manchmal sind Gegenrede oder Ignorieren nicht ausreichend oder nicht zufriedenstellend um gegen Hassnachrichten vorzugehen. In diesem Fall ist es empfehlenswert Hilfe zu suchen und anzunehmen. Es gibt mehrere Seiten, die Meldefunktionen bereitstellen und sich für das Löschen der Posts einsetzen oder Unterstützung anbieten.
Jugendschutz.net
Bei „Hass im Netz“ kann man über jugendschutz.net in einem Online Formular Hass im Netz melden, wenn man angegriffen wurde oder auf einen Eintrag gestoßen ist, der illegal, jugendgefährdend oder entwicklungsbeeinträchtigend zu sein scheint.
Jugendschutz.net fordert nach einer Prüfung die Betreiber der Seite auf den Beitrag zu löschen. Wird darauf nicht reagiert, wird der Fall an die Kommission für Jugendmedienschutz oder an die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gegeben, welche ein medienrechtliches Verfahren einleiten kann. Ausländische Fälle gibt jugendschutz.net an internationale Verbände wie INHOPE (International Association of Internet Hotlines) und INACH (International Network Against Cyber Hate) weiter. Beide Netzwerke nehmen auf ihren Seiten ebenfalls Meldungen entgegen.
Juuuport
Bei Juuuport helfen geschulte Jugendliche, sogenannte Juuuport Scouts, anderen Jugendlichen, die Probleme im Netz haben. Zu diesem Themenfeld gehören beispielsweise Cybermobbing, Sexting, Online-Sucht oder Datenklau. Die Anfrage kann direkt auf der Seite ausgefüllt und abgeschickt werden.
Selbstschutz und zur Anzeige bringen
Bei der HateAid GmbH gibt es die Möglichkeit per Email, Telefon, Twitter oder Facebook Hilfe zu suchen, wenn man akut von Hass im Netz betroffen ist. Dabei wird nicht nur emotionaler Support geboten, sondern auch rechtlich und technisch unterstützt. Außerdem gibt es die Möglichkeit mit HateAid gemeinsam eine Prozesskostenfinanzierung zu organisieren, dabei wird von HateAid kostenfrei eine anwaltliche Beratung und Vertretung zur Verfügung gestellt und die Prüfung des Falles über den Prozessfinanzierungsfond gedeckt.
Im ZGV gibt es weitere unterstützende Angebote. Kontakt: Matthias Blöser, Projekt Demokratie stärken.
Text von: Annika Gramoll undLeonie Mihm