19.06.2018
Zentrum
„Keiner weiß, wohin die Reise geht“. Arbeiten im Jahr 2030
Welf Schröter, Leiter des Forums Soziale Technikgestaltung des DGB Baden-Württemberg und Hauptreferent des Forums Kirche, Wirtschaft, Arbeitswelt im ZGV räumte mit der Vorstellung auf, dass irgendjemand wissen könne, wie weit und in welche Richtung die Digitalisierung im Jahr 2030 fortgeschritten sein wird.
Wenn heute in Betrieben von Digitalisierung gesprochen würde, gehe es nach seiner Einschätzung um Systeme, die auf bereits vor über zehn Jahren entwickelten Technologien beruhen. Beispielsweise kamen die ersten Smartphones für Beschäftigte bereits im Jahr 1997 bei IBM zum Einsatz. Damit konnten Mitarbeiter erstmals standortunabhängig arbeiten, hatten Zugriff auf alle benötigten Dateien und waren immer erreichbar. Aus dieser Zeit stammten auch die ersten Tarifverträge zum mobilen Arbeiten. Für Welf Schröter ist daher vieles, was er an Digitalisierungsmaßnahmen in Unternehmen wahrnimmt, unter dem Stichwort „nachholende Digitalisierung“ zu fassen und deren Risiken und Auswirkungen aufgrund der bereits gemachten Erkenntnisse weitestgehend bekannt.
Viel wichtiger sei es aus seiner Sicht, sich nicht mit „alten Zöpfen“ zu beschäftigen, sondern die Aufmerksamkeit auf die Entwicklungen zu lenken, die in den Forschungseinrichtungen stattfänden.
Dort arbeiten Mathematiker und Ingenieure an Systemen, die ohne den Menschen auskommen, Zusammenhänge erkennen können und von sich aus vorausschauend „denken“ und handeln sollen.
Bisher galt: Was von Menschen geschaffen wurde, kann auch von Menschen verändert werden. „Das wird für die zukünftigen digitalen Systeme nicht mehr gelten“, so Schröter.
Deshalb müsse jetzt über die Folgen solcher Technologien nachgedacht werden. Welche Veränderungen der wirtschaftlichen Prozesse, der Produktion, der Arbeitsabläufe könnten erwartet werden? Welche Auswirkungen könnte die neue Technik auf uns Menschen und unser Zusammenleben haben? Wenn Arbeiten und Leben überwiegend in der virtuellen Welt stattfände, Maschinen weite Bereiche unserer bisherigen Tätigkeiten übernähmen, wo gäbe es noch die Orte, um Zusammenhalt, Empathie und Sozialkompetenz zu erwerben? Dafür braucht es nach Ansicht Schröters Spielregeln, die öffentlich diskutiert werden müssten, und nicht Mathematikern und Ingenieuren überlassen werden dürften.
Hintergrund
Einmal im Jahr lädt das ZGV Vertreterinnen aus Kirche, Wirtschaft und Gewerkschaften zum Forum Kirche, Wirtschaft, Arbeitswelt ein um sich über ein aktuelles Thema auszutauschen. In diesem Jahr: Arbeiten 2030. Entdeckungsreise in die digitale Arbeitswelt.