10 Jahre für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit
Mainz, 1. September 2016. Am Donnerstag, den 1. September 2016 feierte das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (ZGV) seinen zehnten Geburtstag am Standort Mainz mit einem großen Gartenfest. In sommerlicher Atmosphäre genossen 230 Gäste den Abend mit dem Mainzer Kabarettisten Lars Reichow und vielfältigen Gesprächen.Vor dem Hintergrund der Herausforderungen struktureller, wirtschaftlicher und technischer Entwicklung der Gesellschaft beschäftigen sich seit Herbst 2006 Referentinnen und Referenten der Ev. Kirche in Hessen und Nassau im Zentrum in Mainz mit drängenden gesellschaftlichen Fragen, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Finanzpolitik, Arbeit und Soziales, Umwelt und Digitale Welt, Ländlicher Raum und Jugendpolitische Bildung.
Orientiert an dem Leitsatz „Aus christlicher Verantwortung vor Gott und den Menschen treten wir für eine gesellschaftliche Entwicklung ein, die sozial gerecht und ökologisch verträglich ist“, arbeiten heute 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Leitung von Oberkirchenrat Christian Schwindt interdisziplinär und vernetzt zusammen.
Wohin entwickelt sich die Gesellschaft und was kann die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau dazu beitragen, um sie nachhaltig und gerecht zu gestalten, sind zentrale Fragen der Arbeit.
Für Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Nachhaltigkeit zieht sich durch alle Referate des Zentrums. So stand das Jahr 2014 unter dem Motto „Auf geht´s! Den Wandel gestalten“. Zwölf Monate wurde über Mobilität, ökofaires Beschaffen und Kochen, Klimaschutz, Schöpfungsverantwortung, nachhaltige Geldanlagen und die Zukunft der ländlichen Räume diskutiert und Alternativen zur üblichen Praxis erprobt. Das Zentrum ist im Auftrag der EKHN auch fachlich an den Nachhaltigkeitsstrategien der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen beteiligt und begleitet federführend das Klimakonzept der EKHN.
TTIP und Biopatente
Themen wie TTIP oder Biopatente auf Pflanzen und Tiere stehen ebenfalls auf der Agenda. In Vorträgen, Veranstaltungen und Stellungnahmen klären die Referentinnen und Referenten über die Risiken auf. Dem Freihandelsabkommen TTIP stehen diese kritisch gegenüber. Dabei wenden sie sich nicht grundsätzlich gegen Handelsabkommen, sondern befürchten bei dem derzeit vorliegenden Entwurf die Einschränkung demokratischer Rechte durch eine private Gerichtsbarkeit.
Pflanzen und Tieren sind nach Auffassung des ZGV keine Erfindung und somit nicht patentierbar. Und es geht auch um Gerechtigkeit. Wenn Saatgut patentiert wird, droht eine Monopolisierung der Nahrungsgrundlagen.
Engagement für Sonntagsschutz zeigt Wirkung
Das ZGV engagiert sich seit seiner Gründung auch für den Sonn- und Feiertagsschutz im Sinne des Erhalts eines wichtigen Sozialstaatsgebots, zuerst mit Aktionen gegen die Börsenöffnung an Feiertagen in Frankfurt, mittlerweile in Allianzen für den freien Sonntag in Hessen und Rheinland-Pfalz und zuletzt in intensiven Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern der Landesregierungen. Das gemeinsame Engagement in den Allianzen trägt Früchte: Urteile des Verfassungsgerichtes und des Bundesverwaltungsgerichts haben den Sonntagsschutz entscheidend gestärkt.
Unternehmerkontakte und Regionalentwicklung
In regelmäßig stattfindenden Kontakten mit Unternehmen im Kirchengebiet wird gemeinsam darüber nachgedacht, wie die Wirtschaft dem Menschen dienen kann.
Das ZGV ist auch in regionale Entwicklungsprozesse eingebunden, in denen seine moderierende und ausgleiche Funktion geschätzt wird.
„Das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung ist an einer protestanischen (Sozial-)Ethik orientiert, die - gegründet auf den biblischen Zeugnis – daran festhält, dass Glaube zwar eine freie und persönliche Sache ist, aber nie nur Privatangelegenheit. Als hoffnungsstiftende und orientierende Lebenskraft im Alltag der Welt bezieht sich der Glaube eben auch auf das öffentliche Leben, die Gesellschaft, ihre Strukturen und Verhältnisse. Was wäre das auch für ein stumpfer Glaube, wenn er nur im stillen Kämmerlein verharren würde?Als einem zivilgesellschaftlichen Akteur ist es dem Zentrum im Auftrag EKHN sehr wichtig, fachlich gut mit anderen Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft vernetzt zu sein und mit möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen in Verbindung zu stehen. Wir freuen uns daher sehr, dass so viele unserer Kooperationspartner zum Jubiläum des Zentrums gekommen sind“, so der Leiter des Zentrums Oberkirchenrat Christian Schwindt.
Hintergrund
Das ZGV ist zuständig für jene Bereiche in Hessen und Rheinland-Pfalz, die zum Gebiet der EKHN gehören.
Es entstand im Jahr 2001 durch die Zusammenlegung des Amtes für Arbeit, Wirtschaft und Soziales mit der Fachstelle für Umweltfragen, dem Kirchlichen Dienst auf dem Land, dem Beauftragten für das Handwerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie der Gossner Mission Mainz.
Im Herbst 2006 bezog das Zentrum, vorher verteilt auf fünf Standorte, das Gebäude in Mainz.
In Hessen und Rheinland-Pfalz hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau insgesamt 27 Regionalstellen Gesellschaftliche Verantwortung. Zwischen dem ZGV und den Regionalstellen finden ein regelmäßiger Informationsaustausch und gemeinsame Beratungen statt.
Das Zentrum ist nahe der Johannes-Gutenberg-Universität in einem modernen Niedrigenergiegebäude in der Albert-Schweitzer-Straße 113-115 untergebracht, das auch als Veranstaltungsort dient.