Internationaler Tag der Pflege Es ist fünf nach zwölf. Pflegefachkräfte dringend gesucht
Laut einer Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) vom Oktober 2021 ist der Fachkräftemangel in der Altenpflege sehr hoch. Im Durchschnitt fehlten 2020/2021 über 17.000 Fachkräfte. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass sich die Situation in Zukunft noch verschärfen wird. Mit der bundesweiten Aktion „Es ist fünf nach zwölf. Fachkräfte dringend gesucht“ schlug die Diakonie Deutschland am Internationalen Tag der Pflege Alarm.
Auch Ulrike Scherf engagiert sich für die Aktion. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Ev. Kirche in Hessen und Nassau besuchte am 12. Mai 2023 das Agaplesion Sophienstift in Worms: „Die schwierige Situation in der Pflege darf nicht vergessen werden, deshalb helfen wir mit, sie in der Öffentlichkeit wachzuhalten“. Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister von Worms Adolf Kessel, Diakoniepfarrer Albrecht Bähr, und dem stellvertretenden Dekan des Ev. Dekanats Worms Wonnegau Thomas Ludwig informierte sie sich über die aktuellen Bedingungen vor Ort.
Aktuelle Situation im Sophienstift
Im Agaplesion Sophienstift, eine Einrichtung der Altenpflege, werden derzeit 82 Bewohnerinnen und Bewohner von 90 Mitarbeitenden betreut, 70 davon im Pflegebereich, die übrigen in Verwaltung und Hauswirtschaft. Auch hier sei man dringend auf weitere Fachkräfte angewiesen, da die Pflegebedürftigkeit bei den Bewohnerinnen und Bewohnern zugenommen hat. Das liege auch daran, dass „viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner mittlerweile die Pflegestufen 4 und 5 erreicht haben“, berichtet Pflegedienstleiter Claus-Dieter Dörr. Und der aktuelle Krankenstand sei relativ hoch. Doch trotz der ganzen Anstrengungen und Belastungen der letzten Jahre herrsche aber dennoch ein gutes Betriebsklima im Haus und „die Mitarbeitenden sind unser wichtigstes Gut“, ergänzt Harald Oswald, der Leiter des Sophienstifts.
Demografische Entwicklung
Mittelfristig wird der Fachkräftemangel noch weiter zunehmen. Bundesweit werden Schätzungen zufolge in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich 500.000 Pflegekräfte in Alten- und Krankenpflege in Ruhestand gehen. Gleichzeitig werden die geburtenstarken Jahrgänge dann ein Alter erreichen, das in der Regel mehr professionelle Hilfe erfordert. Um den mittelfristigen Bedarf an Pflegekräften zu decken, müssen in den nächsten Jahren viel mehr Menschen für den Beruf gewonnen werden. Doch wie kann das bewerkstelligt werden?
Pflege ist ein wunderbarer Beruf
„Wir müssen den jungen Menschen zeigen, wie schön, erfüllend und bereichernd der Pflegeberuf ist“, meint Klaus Dieter Dörr. Aus seiner Sicht sei die mitmenschliche Seite des Berufs in der öffentlichen Wahrnehmung bisher viel zu kurz gekommen.
Damit junge Menschen diese positiven Erfahrungen machen könnten, biete das Sophienstift Schülerpraktika an und ermögliche jungen Menschen dadurch einen ersten Einblick in die Altenpflege. Darüber hinaus könnten bis zu fünf Ausbildungsplätze angeboten werden, so Harald Oswald.
Um noch weitere Menschen für die Altenpflege zu gewinnen, schlägt Oberbürgermeister Kessel vor, Kontakt mit der berufsbildenden Karl Hofmann-Schule in Worms aufzunehmen. Dort gäbe es einen Bildungsgang Gesundheit und Pflege und möglicherweise weitere interessierte Schülerinnen und Schüler.
Roboter am Pflegebett?
Auf die Frage, ob sich die Mitarbeitenden des Sophienstifts Unterstützung und Entlastung durch Roboter in ihrem Arbeitsalltag vorstellen könnte, gab es unterschiedliche Reaktionen. Einige lehnten den Einsatz entschieden ab. Denn die Arbeit von Mensch zu Mensch, die persönliche Zuwendung sei in der Pflege nicht zu ersetzen. Wenn die Roboter aber Betten machen könnten….!
Und der Appell an die Politik?
Die Mitarbeitenden des Agaplesion Sophienstifts wünschen sich bessere Pflegeschlüssel und dass jetzt endlich Regelungen getroffen werden, die die angespannte Situation verbessern, in dem mehr Stellen geschaffen werden können und die Bezahlung attraktiver wird.