Jugendliche holen sich ihre Freiräume
HINTERGRUND: Es gibt immer wieder Momente, in denen wir kreativ und frei arbeiten können. Erfahrungsgemäß funktioniert das dann gut, wenn wir Zeit und einen passenden Ort haben und nicht in einem engen Terminkalender gefangen sind. Für Kinder und Jugendliche gilt das auch. Haben sie die Möglichkeit, ihre Zeit zweckfrei, selbstbestimmt und frei zu verbringen, stärkt das ihre Persönlichkeit.
Vertrauen in Jugendliche setzen
Gleichzeitig holen sich Jugendliche auch die Freiräume, die sie brauchen. Räume, in denen sie abhängen, spielen, Freunde treffen und Zeit verbringen und die nicht von Erwachsenen dominiert werden. In der aktuellen JIM-Studie 2017, die jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest erhoben und den Medienumgang 12- bis 19-Jähriger untersucht (Quelle 2), wird darüber berichtet, was Jugendliche in ihrer Freizeit tun, aufgeteilt in non-mediale und mediale Freizeitaktivitäten. Bei den non-medialen Freizeitaktivitäten steht mit 73 Prozent an erster Stelle: „Mit Freunden/Leuten treffen“, und anschließend Sport mit 68 Prozent. Beides Aktivitäten, in denen das Zusammensein mit Gleichgesinnten im Mittelpunkt steht. Wird nach den medialen Freizeitbeschäftigungen gefragt, stehen Smartphone zu 89 Prozent und Internet mit 93 Prozent beim täglichen Gebrauch ganz oben. Bei den liebsten Internetangeboten liegen YouTube, WhatsApp und Instagram an der Spitze. Bei den wichtigsten Apps liegt WhatsApp in allen Altersstufen zwischen 12 und 19 Jahren bei etwa 88 Prozent. Snapchat, Instagram und YouTube folgen mit etwa 30 Prozent und Facebook wird hauptsächlich von den älteren Jugendlichen genutzt. Auffällig ist, dass dies Aktivitäten sind, in denen es hauptsächlich um den Austausch mit anderen Menschen geht. Sie möchten sich austauschen, ausprobieren, neue Rollen testen und explorativ sein. Wird ein Raum von Erwachsenen dominiert, wechseln sie an andere Orte. Dies lässt sich gerade am Beispiel von Facebook gut zeigen. Waren Jugendliche noch vor ein paar Jahren die Hauptzielgruppe, hat sich dies nun stark geändert. Mittlerweile nutzen viele Erwachsene und Eltern Facebook, was die Plattform dementsprechend unattraktiv für Jugendliche macht. Sie sind mittlerweile zu anderen Plattformen gewechselt, wie z.?B. zu Snapchat oder Instagram. So befindet sich das Suchen und Finden nach neuen Erprobungsräumen in einem ständigen Prozess. Es ist also entscheidend, auf formaler Ebene für Jugendliche und ihre Freiräume einzutreten und zeitgleich das Vertrauen in die hohe Erfindungskompetenz von Jugendlichen zu haben, sich ihre Räume zu suchen.Quellen:
1. Landesjugendring Rheinland-Pfalz (2012): Mehr Zeit zu selbstbestimmtem Leben und eigenverantwortlichem Lernen – Mehr Freiräume für die Jugendarbeit!
2. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2017): JIM-Studie 2017. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger.