Bürgerzentrum in Babenhausen: Quartiersarbeit der Regionalen Diakonie
AUS DER REGION: Seit 2017 ist die Regionale Diakonie Darmstadt-Dieburg durch Gemeinwesenarbeit in der Stadt Babenhausen im Südosten Hessens engagiert. Zu den Voraussetzungen dieser Arbeit gehört eine enge Vernetzung mit den Kirchengemeinden vor Ort, der Kommune und dem Landkreis sowie allen weiteren Akteur*innen im sozialen Bereich. Ziel der Arbeit ist es, eine Anlaufstelle für alle Bewohner*innen der Stadt zu etablieren. Der Fokus liegt dabei besonders auf den Bewohner*innen des Quartiers „Erloch“. Hier leben 2.700 Menschen aus 75 unterschiedlichen Nationen.
von: Christiane Hucke, Quartiersmanagerin Babenhausen
In der täglichen Arbeit im Quartier kommen die guten Ansätze der sozialen Arbeit der Diakonie und des Sozialraumbezugs der Kirchengemeinde gebündelt zusammen. Dabei sind alle Themen im Blick, die die Menschen betreffen. Dazu gehören insbesondere Wohnen und Wohnumfeld, Kinderbetreuung, Arbeit, Ausbildung, Bildung, Zusammenleben und Integration. Auch die wirtschaftliche Situation der Bewohner*innen und ihre Bedarfe an Beratungs- und Unterstützungsangeboten sind wichtig. Im Mittelpunkt steht immer die Aktivität der Bewohner*innen, ihr eigenes Engagement zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen.
Bei einer aktivierenden Befragung in 166 Haushalten im Wohngebiet im Jahr 2018 konnte herausgefunden werden, welche Angebote fehlen, wo durch Bewohner Mitarbeit angeboten wird, was verändert werden soll. Ein wichtiges Ergebnis war, dass ein Begegnungsort direkt im Quartier gewünscht wurde.
Im Rahmen der Kooperation in der Quartiersarbeit mietete die Stadt Babenhausen die Räume einer ehemaligen Pizzeria. Verzögert durch Corona konnte im September 2021 endlich das „Bürgerzentrum Amtsgasse 98“ eröffnet werden. Dort gibt es inzwischen viele Begegnungsmöglichkeiten sowie einen Ort, vertrauliche Gespräche zu führen. Die Zahl der Nutzer*innen steigt von Monat zu Monat.
„Der beständige Austausch mit den anderen Trägern, Initiativen und Aktiven vor Ort ist die Grundlage einer zielgerichteten Gemeinwesenarbeit.“
Christiane Hucke
Die vielfältigen Angebote zielen insbesondere auf die „Sprachfähigkeit“ ab: Für Menschen aus einer anderen Sprache vor allem das Erlernen der deutschen Sprache. Für alle Einwohner*innen die Fähigkeit, z. B. gegenüber Ämtern, Ärzt*innen und (potenziellen) Arbeitgeber*innen ihre Anliegen zu vertreten, ihren Umgang mit Finanzen, ihre Verarbeitung von Erfahrungen mit Gewalt oder Flucht.
Um in der Fülle dieser Felder immer neue Wege der Unterstützung und der Aktivierung zur Selbsthilfe zu finden, ist Vernetzung zentral. Der beständige Austausch mit den anderen Trägern, Initiativen und Aktiven vor Ort ist die Grundlage einer zielgerichteten Gemeinwesenarbeit. Sie hilft, die Menschen zu einem selbstbestimmten Leben und zum Einbringen der wichtigen Veränderungsbedarfe stark zu machen.
Die Angebote im Bürgerzentrum sind sorgfältig auf die Bedarfe der Bewohner*innen abgestimmt: Deutschkurse mit verschiedenen Niveaus, kreative Angebote sowie Kochangebote mit Jugendlichen („Cook mal“) und Erwachsenen.
In Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde finden im Rahmen der Interkulturellen Woche jeweils zwei offene, sehr gut frequentierte Kochabende statt.
Jede Woche am Donnerstagnachmittag öffnet das „Bewerbercafé“ in Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald und der Katholischen Betriebsseelsorge. Alle Menschen aus dem Landkreis sind dort willkommen. Mit fachlicher Unterstützung können sie einen gut formulierten Lebenslauf für sich erarbeiten und bekommen Tipps, um Kontakt zu einer passenden Arbeitsstelle zu finden.
Foto: Christiane Fuchs