Gegen weitere Versiegelung von landwirtschaftlichen Vorrangflächen
BEISPIEL: Evangelisches Dekanat Wetterau will wertvolle Ackerflächen erhalten: Mit Bodengottesdiensten und -aktionstagen engagiert sich das Evangelische Dekanat Wetterau schon seit 2007, um über die Bedeutung der besonders wertvollen Ackerböden in der Wetterau und deren Schutz aufzuklären.
von: Wolfgang Dittrich, Referent für gesellschaftliche Verantwortung, Ev. Dekanat Wetterau, wolfgang.dittrich@ekhn.de
Im Jahr 2016 wurde bekannt, dass der REWE-Konzern, unterstützt von der örtlichen Kommune, auf einer Fläche von 30 Hektar ein riesiges Logistikzentrum an der Autobahn A5 bei Wölfersheim-Berstadt im Wetteraukreis bauen will. Der geplante Standort für das Logistikzentrum liegt auf Ackerflächen abseits der örtlichen Bebauung. Im Regionalen Flächennutzungsplan war die Fläche als „landwirtschaftliche Vorrangfläche“ ausgewiesen, was der Tatsache gerecht wird, dass ein großer Teil der Fläche aus hochwertigen Böden besteht, wie sie weltweit nur selten vorkommen. Im nordwestlichen Teil liegen Ackerböden aus mittel- bis tiefgründigen Parabraunerden, die in Teilen sogar als Schwarzerde bezeichnet werden können. Das Besondere: Die Böden besitzen ein sehr hohes natürliches Ertragspotenzial und hohes Wasserspeichervermögen.
Durch die Pläne für das Logistikzentrum wurde deutlich, dass Aufklärungs- und Bildungsarbeit nicht ausreichten, um die guten Ackerböden in der Wetterau zu schützen. Auf Initiative des Evangelischen Dekanats Wetterau wurde daraufhin 2017 das Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau mit dem Ziel gegründet, den Bau des REWE-Logistikzentrums an dem geplanten Standort zu verhindern.
„Besonders wahrgenommen wurde dabei die klare Haltung beider Kirchen gegen den Bau des Logistikzentrums an dieser Stelle.“
Wolfgang Dittrich
Verschiedene Organisationen aus Kirchen, Landwirtschaft und Umwelt- und Naturschutz haben sich dem Aktionsbündnis angeschlossen. Der Protest des Aktionsbündnisses hat über die Grenzen des Wetteraukreises hinaus Aufmerksamkeit erhalten. Besonders wahrgenommen wurde dabei die klare Haltung beider Kirchen gegen den Bau des Logistikzentrums an dieser Stelle, und dass es gelungen ist, den Regionalen Bauernverband sowie Umwelt- und Naturschutzverbände in einem Bündnis zu vereinen.
In Gesprächen mit dem REWE-Management wurden die Bedenken vorgetragen und auf die Verantwortung für den Erhalt von Lebensmittelproduktionsflächen hingewiesen. Es wurde deutlich, dass die Bodengüte bei der Standortauswahl überhaupt keine Rolle spielte und nicht geprüft wurde.
Zwischenzeitlich hat das Aktionsbündnis weitere Unterstützung durch die Bürgerinitiative „Bürger für Boden“ erhalten, die sich vor Ort gegründet hat. Sowohl das REWE-Management als auch die Verantwortlichen in der Kommune konnten trotz des gemeinsamen Protestes nicht von ihrem Vorhaben abgebracht werden.
Status „Landwirtschaftliche Vorrangfläche“ schützt nicht
Im weiteren Verlauf musste man feststellen, dass der Status „landwirtschaftliche Vorrangfläche“ im regionalen Flächenplan keine wirkliche Schutzfunktion hat. Selbst die Tatsache, dass sich alle Fachabteilungen außer der Wirtschaftsabteilung im Regierungspräsidium Darmstadt gegen den Bau an dieser Stelle ausgesprochen haben, hatte keine Bedeutung. Die Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans, welche eine Bebauung an dieser Stelle erst ermöglicht, wurde letztlich genehmigt.
Durch eine vom Aktionsbündnis mitgetragene Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen die Änderung des regionalen Flächennutzungsplans ist es gelungen, den Bau des Logistikzentrums bis heute aufzuschieben. Eine endgültige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts steht noch aus.
Als Erfolg kann das Aktionsbündnis aber jetzt schon werten, dass über den Protest gegen das REWE-Logistikzentrum das Thema Bodenschutz in der Region an Bedeutung gewonnen hat.