Arbeiten bis zum Zerreißen
Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland forderte in der Auftaktveranstaltung der After-Work-Gespräche „Gesund bleiben im Job. Arbeiten ohne umzufallen!“ eine umfassende Strategie, um die psychischen Belastungen in Zusammenhang mit Arbeit abzubauen. Der enorme Wettbewerb und der demografische Wandel verursachten in den Unternehmen eine „explosionshafte Zunahme der Fehltage aufgrund psychischer Leiden“, so Muscheid. Klare Regeln zum Arbeitsschutz und entsprechende Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten seien deshalb nötig.Fünfzig Gäste, darunter viele Arbeitnehmervertreter und Fachleute aus dem Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz waren der gemeinsamen Einladung vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland, von der Regionalstelle für Arbeitnehmer/innen- und Betriebsseelsorge Mainz im Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in das Julius-Lehlbach-Haus nach Mainz gefolgt.
Für die Veranstalter stellte Betriebsseelsorger Hans-Georg Orthlauf-Blooß vom Bistum Mainz den dialogischen Charakter der After-Work-Gespräche heraus. „Das neue Veranstaltungsformat ist ein Beispiel gelungener Kooperation zwischen Kirche und Gewerkschaft!“, sagte er. In seinen Betriebskontakten sehe er sich immer häufiger auch mit seelischen und psychischen Nöten von Mitarbeitern konfrontiert. Deshalb sei es wichtig die gesundheitlichen Aspekte von guter Arbeit in den Fokus zu stellen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Dr. Rolf Schmucker aus Berlin bestätigte anhand des empirischen Befundes im DGB-Index Gute Arbeit, was viele Teilnehmer aus ihrem betrieblichen Kontext in das Gespräch einbrachten. Zeitdruck, Arbeitshetze und Überstunden bestimmen den Alltag von immer mehr Arbeitnehmern. In der Index-Befragung gaben ein Viertel der Personen an, sehr häufig oder oft auch außerhalb der Arbeitszeit für den Arbeitgeber erreichbar sein zu müssen. Rund 56 gaben an, im Job hetzen zu müssen. 44 Prozent der Befragten berichteten, sie fühlten sich deshalb nach der Arbeit leer und ausgebrannt. Gleichzeitig finde eine ausreichende Vorbeugung gegen psychische Belastungen selten statt. Dabei sei die „Gefährdungsbeurteilung“ ein gutes präventives Instrument und Ausgangspunkt für den Gesundheitsschutz. Melanie Sandmann von der tbs Mainz, der Technologie-Beratungs-Stelle des DGB stellte konkret Möglichkeiten zur Stressreduzierung auf und zeigte den Weg zur Entwicklung eines betrieblichen Modells zur Stressreduzierung.
Am Donnerstag, 2. Juli, 17.30 – 19.30 Uhr, findet die zweite Runde der After-Work-Gespräche statt: „Arbeiten im Takt – Welche Arbeitszeiten braucht das Land?" – mit Referaten von Stefan Becker „Gesunde Arbeitszeitmodelle" und Karsten Volkmann „Arbeitszeitvereinbarung bei Eckes-Granini“. Die Veranstaltung in der Bistumsakademie Erbacher Hof (55116 Mainz, Grebenstraße 24-26) wird von Heike Miehe, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, moderiert. Weitere Informationen auch im Internet unter www.arbeitswelt-bistum-mainz.de
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Es wird um eine verbindliche Anmeldung eine Woche im Voraus gebeten an Marc Meser, DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, Telefon 06131-281612, E-Mail: marc.meser@dgb.de
Hans-Georg Orthlauf-Blooß