100 Jahre Insulinproduktion am Standort Frankfurt-Höchst
25 Teilnehmer*innen gewannen beim Besuch des Unternehmens Sanofi am 22.05.23 im Industrie-park Frankfurt-Höchst interessante Einblicke in die Geschichte der Insulinproduktion.
Ein Blick in die Geschichte
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Diabetes eine Krankheit, die nur mit einer mühevollen Diät-Therapie bekämpft werden konnte. Viele, die damals an der Typ-1-Diabetes litten, starben daran. Von daher war es ein echter medizinischer Durchbruch, als man nach vorausgehenden Forschungen 1923 in den Farbwerken Hoechst am Main mit der Produktion von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern und Schweinen begann. Dies war zugleich ein wichtiger humaner Fortschritt, weil damit das Leben der von der Krankheit Betroffenen gerettet und ihr Weiterleben auf sichere Grundlage gestellt werden konnte. Die Fotos aus der Produktion von damals muten heute allerdings an wie aus einer anderen Welt: wurde doch vor 100 Jahren ohne Handschuhe und Gesichtsschutz an den aufgetauten Tierorganen gearbeitet. Die Arbeitsbedingungen und den Geruch mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Insulinproduktion heute
Insulin ist im Jahr 2023 eines der Schwerpunkte der Medikamentenproduktion von Sanofi, einem Nachfolgeunternehmen der „Hoechst-AG“ mit insgesamt 6.200 Mitarbeitenden am Standort Frankfurt-Höchst. Verschiedene Insulinprodukte werden dort heute auf biotechnologischer Basis hergestellt: verständlicherweise unter völlig anderen arbeits-, sicherheitstechnischen sowie hygienischen Bedingungen als vor 100 Jahren. „Times are changing“: Vieles läuft automatisiert und man sieht nur noch einzelne Mitarbeitende, die mit Sicherheitsanzug, Haube und Handschuhen geschützt den Produktionsprozess überwachen. Deshalb konnten die Besucher*innen auch keinen direkten Einblick in die Herstellung erhalten, sondern diesen nur über einen Vortrag sowie auf einer Rundfahrt zu den Produktionsanlagen im Industriepark kennenlernen.
Heute werden 600 Mio. Ampullen Insulin und 400 Mio. Insulinpens pro Jahr in Höchst hergestellt. Damit werden ca. 1,3 Mio. Menschen mit Insulinpräparaten versorgt: angesichts von 9 Mio. Diabeteskranken in Deutschland und 463 Mio. weltweit mag man erahnen, wie gigantisch der globale Markt für Insulin ist.
Ein weiterer Höhepunkt des Besuchs führte in den Peter-Behrens-Bau, das Verwaltungsgebäude und Wahrzeichen der „Farbwerke Hoechst“ aus dem Jahr 1924. Dabei handelt es sich mit seiner einzigartigen expressionistischen Architektur sowie dem spektakulären Licht-und Farbdesign im Lichthof um eine „Industriekathedrale“ par excellence, die mit ihrer Aura Besucher*innen in ihren Bann zog.
von Dr. Gunter Volz, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung beim Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach